IHK-Prognose: Saarwirtschaft vor zaghafter Belebung– Miniwachstum von real 0,5 Prozent möglich – Beschäftigungsabbau wird sich fortsetzen

Nach drei Jahren Rezession dürfte die Saarwirtschaft im kommenden Jahr wieder leicht wachsen. Zwar erwartet die IHK Saarland für das Gesamtjahr 2025 noch einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts von bis zu 1,5 Prozent. Für 2026 ist dann aber mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu 0.5 Prozent zu rechnen. Diese Wachstumserwartung speist sich vor allem aus steigenden staatlichen Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung infolge neuer Finanzierungsspielräume sowie aus drei zusätzlichen kalendarischen Arbeitstagen. Auch die von der Bundesregierung bisher beschlossenen Maßnahmen, insbesondere die Sonderabschreibungen für Investitionen und die Strompreissenkungen für Teile der Industrie, wirken laut IHK unterstützend. „Von einer selbsttragenden Wachstumsdynamik kann allerdings keine Rede sein, zumal die schwache Weltkonjunktur, handelspolitische Unsicherheiten und weiterhin hohe Standortkosten die wirtschaftlichen Perspektiven belasten“, sagt IHK-Präsident Dr. Hanno Dornseifer. „Dieser Mini-Aufschwung wäre daher kein Durchbruch, sondern allenfalls der Einstieg in eine überfällige Trendwende hin zu mehr Wachstum und Beschäftigung.“

Das Saarland fällt weiter zurück

Auch mit einem Wachstum von einem halben Prozent läge die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr noch deutlich unter dem Niveau von 2008 – dem Jahr der Lehman-Pleite. So verfestigt sich der Wohlstandsverlust immer weiter. Ein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre macht den großen Handlungsbedarf deutlich: So ist das reale Bruttoinlandsprodukt im Saarland seit 2010 nur rund ein Sechstel so stark gewachsen wie im Bundesdurchschnitt. Damit hat sich die Wachstumslücke gegenüber anderen Bundesländern nicht nur verstetigt, sondern kontinuierlich ausgeweitet. „Das Saarland verliert seit Jahren an wirtschaftlicher Dynamik und fällt im Ländervergleich strukturell zurück. Dies zeigt sich nicht nur in geringerer Wertschöpfung, sondern auch in sinkenden Investitionsspielräumen, einer zunehmenden Belastung der öffentlichen Haushalte sowie in eingeschränkten Perspektiven für Beschäftigung und Einkommen. Die wirtschaftliche Schwäche wirkt weit über einzelne Branchen hinaus und betrifft den Standort in seiner Gesamtheit“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé.

Arbeitsmarkt: Belastungen setzen sich fort

Die sich fortsetzende Wachstumsschwäche hat sich 2025 auch auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Nach einer Phase relativer Stabilität infolge von Kurzarbeit, Arbeitszeitkonten und internen Flexibilisierungsmaßnahmen nahm der Anpassungsdruck im Jahresverlauf spürbar zu. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Zahl der Arbeitslosen um rund 2.000 Personen gestiegen sein, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um gut 2.300 Stellen zurückgeht. Für 2026 erwartet die IHK auf Basis bereits angekündigter Personalanpassungen und laufender Restrukturierungsprozesse einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie einen Beschäftigungsverlust von bis zu 3.500 Stellen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dürfte dann im Jahresdurchschnitt auf rund 386.000 sinken. Damit rückt das von der Landesregierung formulierte Ziel von 400.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in weite Ferne.

Wirtschaftspolitischer Kurswechsel erforderlich: Standortbedingungen verbessern, Mittelstand stärken

Vor diesem Hintergrund reiche eine konjunkturelle Stabilisierung nicht aus. „Erforderlich ist ein klarer wirtschaftspolitischer Kurswechsel, der auf eine nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen und eine konsequente Verbesserung der Standortbedingungen abzielt“, so Dornseifer. Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche und des tiefgreifenden Strukturwandels komme es aus Sicht der IHK entscheidend darauf an, wie die Landesregierung ihre wirtschaftspolitische Steuerungsfunktion wahrnimmt. „Für die Zukunftsfähigkeit des Standorts sind dabei weniger Einzelprogramme entscheidend als klare Leitlinien, verlässliche Prioritäten und eine konsequente Umsetzung. Wir brauchen ein klares, zukunftsorientiertes Leitbild für das Saarland, das wirtschaftliche Perspektiven aufzeigt, Orientierung bietet und Investitionsentscheidungen unterstützt“, sagt Thomé. Dabei komme dem Mittelstand alsTräger von Wertschöpfung, Innovation und Beschäftigung eine zentrale Rolle zu.

Die Saarwirtschaft verfüge trotz der aktuellen Belastungen über erhebliche Potenziale. „Wenn Reformtempo, Steuerungsfähigkeit und klare Prioritäten zusammenkommen, kann aus einem zarten Aufschwung ein nachhaltiger Aufholprozess werden, in dem Unternehmen wieder verstärkt in neue Maschinen, Technologien und Prozesse investieren“, so der Hauptgeschäftsführer.

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