Der Ausbildungsmarkt in den Regionen Freiburg und Offenburg stabilisiert sich weiter, auch wenn die schwierigen Rahmenbedingungen vor allem in der Industrie in manchen Bereichen Spuren hinterlassen. Nach wie vor gibt es in Südbaden deutlich mehr offene Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber. Auszubildende aus dem Ausland sind mittlerweile in allen Branchen nicht mehr wegzudenken. Die Agenturen für Arbeit Offenburg und Freiburg, die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein sowie die Handwerkskammer Freiburg präsentierten gemeinsam die aktuellen Zahlen.
Agentur für Arbeit Freiburg:
Ausbildungsmarkt pendelt sich langsam wieder ein
Trotz der konjunkturell schwierigen Lage und rückläufiger Zahlen bei den gemeldeten Ausbildungsstellen bleibt der Ausbildungsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg in Bewegung. Zwar ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber leicht gesunken, doch hat sich der zuvor deutliche Abwärtstrend nach der Corona-Pandemie stabilisiert: „Nach den Turbulenzen der letzten Jahre pendelt sich der Ausbildungsmarkt langsam wieder ein“, erklärt die stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Freiburg, Anna Melchior.
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen sei zwar gesunken, doch stehen den noch unversorgten Jugendlichen rechnerisch weiterhin fünf offene Ausbildungsstellen pro Bewerber gegenüber. In der Praxis erschweren jedoch Unterschiede bei Interessen, Anforderungen oder auch der räumlichen Mobilität die Vermittlung. „Wir unterstützen beide Seiten dabei, Brücken zu bauen“, betont Melchior. „Oft hilft schon ein Perspektivwechsel – wenn Betriebe Bewerberinnen und Bewerber mit untypischen Lebensläufen eine Chance geben und Jugendliche bereit sind, über den Tellerrand zu schauen.“
Mehr als jeder vierte Bewerbende stammt aus einem Drittstaat, jeder siebte aus einem Asylherkunftsland wie der Ukraine, Syrien oder Afghanistan. Immerhin – 44,3 Prozent von ihnen gelingt der direkte Übergang in Ausbildung. Bei allen Bewerbenden sind es 48,2 Prozent. „Die jungen Menschen, die zu uns kommen, bringen Mut, Lernbereitschaft und Tatkraft mit. Ohne sie würde es in vielen Betrieben eng werden“, sagt Melchior und betont: „Unsere Aufgabe bleibt, sie mit guter Beratung und Sprachförderung gezielt zu unterstützen – damit Integration auch in der Ausbildung gelingt.“
Agentur für Arbeit Offenburg:
Ausbildungsmarkt ist weiterhin ein Bewerbermarkt
Im Ortenaukreis gibt es auch im Beratungsjahr 2024/2025 einen Bewerbermarkt und damit gute Chancen für Jugendliche, die eine Ausbildung beginnen wollten. Seit Beginn des Berufsberatungsjahres von Oktober 2024 bis September 2025 haben Arbeitgeber der Agentur für Arbeit Offenburg 3.022 Ausbildungsstellen gemeldet, 69 weniger als im Vorjahreszeitraum. Ende September waren noch 401 Ausbildungsstellen unbesetzt. 2.332 junge Menschen suchten mit Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur Offenburg eine Lehrstelle, 124 weniger als vor einem Jahr. Aktuell sind noch 160 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
„Obwohl es im Ortenaukreis etwas weniger gemeldete Ausbildungsstellen (-2,2 Prozent) gibt, ist das Angebot weiterhin sehr vielfältig und branchenübergreifend. Somit kommen rein rechnerisch auf 100 Berufsausbildungsstellen insgesamt 80 Bewerbende in der Region Ortenau“, so Theresia Denzer-Urschel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Offenburg. Die Herausforderung liege somit nicht in einem mangelnden Angebot oder Interesse im klassischen Sinne, sondern in der Passung zwischen Ausbildungsbetrieben und Jugendlichen: „Für uns bei der Agentur für Arbeit Offenburg bleibt das Ziel weiterhin: Gemeinsam mit Schulen, Unternehmen und Eltern die Basis dafür schaffen, dass kein Jugendlicher ohne Anschluss bleibt, denn ein Berufsabschluss ist und bleibt die relevanteste Säule der Fachkräftesicherung.“
Handwerkskammer Freiburg:
Zuwachs in allen Bereichen
Das südbadische Handwerk vermeldet 7 Prozent mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge als im Vorjahr: „Damit konnten wir das stärkste Plus seit über 20 Jahren einfahren und setzen die kontinuierliche Steigerung der Zuwächse fort“, freut sich Christof Burger, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Allerdings machte er auch deutlich: „In den 1980er Jahren starteten im südbadischen Handwerk rund 16.000 Azubis jährlich in die Ausbildung. Wir hatten volle Bildungshäuser und kaum unbesetzte Lehrstellen – von den damaligen Werten sind wir heute weit entfernt.“ Trotzdem seien die aktuellen Zahlen Grund zur Freude: „Quer durch alle Landkreise des Kammerbezirks und quer durch fast alle Gewerke registrieren wir ein Zuwachs.“ Das Handwerk gehe die Fachkräftesicherung aktiv an.
„Aber es steckt noch mehr drin für unsere Betriebe. Dafür müssen jedoch die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden – die Politik muss hier liefern“, so Burger. Die Finanzierung handwerklicher Bildungsstätten etwa sei eine der besten Infrastrukturinvestitionen, die Deutschland tätigen könne. „Wer die Fachkräftesicherung wirklich ernst meint, muss hier entschlossen handeln.“
Auch beim Thema internationale Auszubildende müsse noch mehr getan werden. „In diesem Jahr haben 27 Prozent unserer Beginner eine ausländische Staatsangehörigkeit“, berichtet der Kammerpräsident, „und es gibt noch Potenzial für mehr.“ Doch um dieses wirklich nutzen zu können, brauche es weniger Bürokratie und mehr Unterstützung: „Anerkennungsverfahren und Zuwanderungsprozesse müssen einfacher und schneller werden. Damit Integration künftig noch besser gelingt, fordern wir eine praxisnahe Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes.“
IHK Südlicher Oberrhein:
Betriebe in Südbaden setzen weiter auf Ausbildung und Integration
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse lag im Bezirk der IHK Südlicher Oberrhein zuletzt unter dem Vorjahresniveau. Die konjunkturell angespannte Lage erzeugt also auch Bremsspuren am Ausbildungsmarkt – besonders spürbar in der Industrie. Unter dem Strich wurden zum 30. September 2025 knapp 3.900 Verträge geschlossen, ein Minus von etwas mehr als vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Während es bei den Metallberufen einen Rückgang von 4,5 Prozent bei den Ausbildungsverträgen gab, blieben die neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse in den Hotel- und Gaststättenberufen mit 496 Verträgen auf einem nahezu unveränderten Niveau (2024: 502).
Trotz konjunktureller Delle bleibt der Bewerbermangel das dominierende Thema in den Unternehmen, denn erneut konnten zahlreiche angebotene Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Migration ist aus diesem Grund eine starke Stütze des Ausbildungsmarktes. Fast jeder fünfte neue IHK-Auszubildende hat einen Migrationshintergrund, der Anteil ausländischer Azubis nimmt seit vielen Jahren kontinuierlich zu. Zur Einordnung: Allein in den vergangenen fünf Jahren haben 2.128 Azubis mit Migrationshintergrund im Bezirk der IHK Südlicher Oberrhein eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Daher betont Simon Kaiser, Geschäftsführer der IHK-Aus- und Weiterbildung, in der aktuellen politischen Debatte um die Migrationspolitik, dass „Südbaden mehr denn je auf Migration in den Ausbildungsmarkt angewiesen ist. Hier dürfen nicht die falschen Signale gesendet werden.“
Ungeachtet der konjunkturellen Herausforderungen zeigen sich die Ausbildungsbetriebe im Kammerbezirk zuversichtlich: Drei Viertel der Unternehmen planen, ihre Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss zu übernehmen. Diese Perspektive deckt sich mit den Ergebnissen der aktuellen IHK-Azubi-Umfrage 2025: Viele Auszubildende möchten nach ihrer Lehre im Betrieb bleiben und zugleich beruflich möglichst heimatnah Fuß fassen.